Einteilung der Gewässergüteklassen

Immer wieder liest man von Gewässergüteklassen. Was will man damit zum Ausdruck bringen? Folgende kurze Ausführung soll Ihnen einen kurzen Überblick über die Einteilung der Gewässergüteklassen geben. Zur Beurteilung von fliessenden Gewässern wird das Saprobiensystem (Kleinlebewesen im Faulschlamm) verwendet. Durch Vorkommen in Anzahl, Art und Vielfalt der Individien wird dieses System geprägt. Dies ergibt eine Anzeige der organischen Belastung und somit der Wasserqualität.

Fliessgewässer

Güteklasse I

Das Wasser ist durchgehend klar, wobei der Sauerstoffgehalt des Wassers nahe des Sättigungswertes liegt und auch in den Sommermonaten nie unter 8 mg je Liter fällt. Überwiegend Moose und Algen findet man in den nährstoffarmen Gewässern, dessen Grundbeschaffenheit aus Steinen, Kies und Sand besteht. Strudelwürmer und Wasserinsektenlarven in einer hohen Artenvielfalt bilden den Lebensraum, der von Salmoniden als Laichgewässer geschätzt wird.

Güteklasse II

Eine mässige Verunreinigung und noch als 'gut' zu bezeichnende Sauerstoffsättigung sind für diese Stufe bezeichnend. Auch wenn das 'mässig belastet' auf den ersten Blick negativ klingt, so darf man nicht darüber hinwegsehen, dass gerade diese Güteklasse das Gewässer beschreibt, welches die ertrag- und artenreichsten Fischgewässer sind. Diese Gewässer haben eine sehr hohe Individiendichte und bieten eine große Artenvielfalt an Kleinkrebsen, Muscheln, Schnecken, Wasserpflanzen und Fischen. Gelegentliche Trübung des Wassers durch Algen und eine Sauerstoffsättigung meist über 6 mg je Liter sind für dieses Gewässer typisch.

Güteklasse III

Sehr oft kommen Kolonien von fadenförmigen Abwasserbakterien, massenhaftes Auftreten von Wasserasseln, Egeln und festsitzende Wimperntierchen vor. Das meist ganzjährig getrübte Wasser bietet nur noch wenigen Fischarten einen Lebensraum. An Stellen, an dem das Gewässer eine geringe Fließgeschwindigkeit hat, lagert sich oft schwarzer, stinkender Faulschlamm ab. Der Sauerstoffverzehr ist so hoch, dass es in den Sommermonaten häufig zu einem Fischsterben kommt.

Güteklasse VI

Der Grund des Gewässers besteht fast vollständig aus Faulschlamm. Es kann kein Fisch mehr leben. Lediglich Bakterien, Abwasserpilze und Einzeller finden hier einen Lebensraum. Durch die Fäulnisprozesse liegt der Sauerstoffgehalt meist gegen null. Es bilden sich Amoniak, Schwefelwasserstoff und Methan.

 stehende Gewässer

Trophistufe

Im Gegensatz zu Fließgewässern können stehende Gewässer nicht allein nach den Saprobien beurteilt werden, da stehende Gewässer unterschiedliche Zonen, wie Ufer- und Badezonen, Tiefen-, Mittel- und Oberflächenwasser haben. Hinzu kommt noch die Gewässerfläche, die von wenigen Quadratmetern bis hin zu vielen Quadratkilometern, Tiefen, die von 50 Zentimetern bis zu 300 und mehr Metern variieren. Deshalb werden stehende Gewässer nach dem Grad ihrer Trophierung gemessen. Dazu nimmt man die Jahresdurchschnittswerte nach Chlorophyll und den Gesamtphosphorgehalt. Desweiteren werden Sichttiefe, Sauerstoffsättigung (gemessen am Ende der Sommerstagnation im Tiefenwasser) sowie die Farbe des Gewässergrunds zur Einstufung herangezogen.

Trophistufe I

Durch die geringe Planktonproduktion finden in diesen ganzjährig klaren Gewässern mit Sichttiefen von über 4 Metern zahlenmäßig meist nur wenig Fische ihren Lebensraum. Die Ufer sind überwiegend mit Kies geprägt und bieten keinen oder nur spärlichen Pflanzenbewuchs. Die Sauerstoffsättigung am Ende der Sommerstagnationsphase liegt bei über 70%.

Trophistufe II

Die geringe Planktonproduktion gewährt noch Sichttiefen von über 2 Metern in diesen Gewässern. Die Ufer sind mit Schilf und Wasserpflanzen bewachsen und haben eine große Artenvielfalt an Wasserinsekten, Kleinkrebsen, Muscheln und Schnecken. Die Sauerstoffsättigung am Ende der Sommerstagnationsphase liegt bei 30 bis 70%. Schlammrohrwürmern und Zuckmückenlarven besiedelt oft den Grund.

Trophistufe III

Eine Sichttiefe von meist weniger als 2 Meter, bedingt durch eine starke Planktonproduktion, und Ufer, die von Schlamm und Wasserpflanzen geprät werden, sind die Kennzeichen für diese Trophistufe. Massenhafte Ansammlungen von Zuckmückenlarven und Schlammrohrwürmern im schlammigen Grund zeigen eine bereits merkliche Belastung des Gewässers an. Die Sauerstoffsättigung am Ende der Sommerstagnationsphase liegt bei 0 bis 30 %.

Trophistufe IV

Ein übermässiges Nährstoffangebot lässt nur eine Sichttiefe von weniger als 1 Meter zu. Während zur Sommerzeit am Tage in der oberen Wasserschicht - oberhalb der Sprungschicht - oft eine Sauerstoffübersättigung durch Photosynthese (pflanzliches Plankton + Sonnenlicht) herscht, ist der von schwarzem Faulschlamm bedeckte Grund des Gewässers sauerstofffrei. In diesen Gewässern treten Fischsterben meist in der Nacht sowie den frühen Morgenstunden ein. Die Sauerstoffsättigung am Ende der Sommerstagnationsphase liegt bei 0 %